Korsika mit besonderen Bedürfnissen




„Seamos realistas y hagamos lo impossible.“
                                                                                                                                                                                       (Ernesto Rafael Guevara de la Serna)

Korsika 2017




Mein Berufskollege möge mir verzeihen, daß ich seine Worte als Überschrift eines Reiseberichtes verwende. Aber allein die Packliste macht deutlich, daß Ungewöhnliches im Gange war:

            5 Schachtel á 12 Stk. Isosource Junior Vanille 250 ml                                                                                                        (Sondennahrung , Proviant für 14 Tage)

            2 Extension-Sets für MacKey Gastric Tube

            4  60 ml Spritzen

            2  2 ml Spritzen

            2  5 ml Spritzen

            2  10 ml Spritzen

            2 Spritzenadapter

            1 Flasche Octenisept

            84 Schlitztupfer

            wasserdichte Folie, Schere, 1 Rolle Leukoderm

            1 Reserveset (sterile Handschuhe, 1 MacKey Gastric Tube, Aqua dest., Blockerspritze)

            Medikamente (Depakine Lsg., Topamax Filmtabl., Keppra Lsg.)

            Kopie der letzten Arztbriefe

Und das war nur die Liste für Sophia. Dagegen nahmen sich die 2 ml Spritzen und das Sabril für ihren kleinen Bruder Philipp und die Notfallmedikation für beide (Stesolid Rektiolen zu 5 bzw. 10 mg) harmlos aus. Der übrige Teil der Packliste entsprach allerdings dem einer durchschnittlichen 5-köpfigen Familie.

Entsprechend der ungewöhnlichen Packliste waren auch die Anforderungen an das Urlaubsziel für mich ungewöhnlich: an Fahrradtouren mit Zelt und Schlafsack gewöhnt, suchten wir nun: ein Haus, ohne Pool, alle Räume in einer Ebene, am besten mit drei Schlafzimmern. Und das Wichtigste: meine 22 Jahre junge Nichte erklärte sich netterweise bereit, uns 14 Tage ihres Urlaubs zu schenken und dieses Wagnis mit uns zu versuchen.

Das Ziel: ALLE sollten im Urlaub auf ihre Kosten kommen, die Eltern auch einmal Zeit zum Ausspannen finden, die Kinder eine 1:1 Betreuung genießen können.

Ein passendes Domizil war in Korsika bald gefunden, in der Nachsaison sogar leistbar. Haus und Fährtickets wurden ca. 9 Monate vor Reiseantritt gebucht – nicht ohne Stornoversicherung. Ein Flug kam nicht in Frage, unsere „Packlistenspecials“ mußten sicher mit uns eintreffen, jeglicher Verlust ausgeschlossen werden.

In die Planung mit eingeschlossen war natürlich auch, sich rechtzeitig um ausreichend Nahrung, Medikamente und Pflegeartikel zu kümmern. Das hieß, vier Wochen vor Abreise Rezepte und Bewilligungen zu organisieren, damit auch bei etwaigen Lieferverzögerungen alles zur rechten Zeit einträfe.

Damit auf der Fahrt alles griffbereit war, waren kleine Rucksäcke gepackt worden. Für Sophia wieder mit „specials“:

            Sondennahrung für die Anreise (4 Mahlzeiten)

            abgekochtes, aber etwas ausgekühltes Wasser (für 4 Mahlzeiten)

            1 EnFit-Spritze 60 ml

            Medikamente, Spritzen (2, 5 u. 10 ml) und Stamperl (zum Auflösen von Topamax)

            2 Becher (1 für Sondennahrung, 1 für Wasser)

            heißes Wasser zum Spülen des Ernährungssets

Pfegeset (Octenisept, Schlitztupfer für morgendl. und abendl. Verbandswechsel, Klebestreifen)

(Philipps „specials“: Sabril, 2 2ml Spritzen, 1 Stamperl zum Auflösen)

Ebenfalls unbedingt griffbereit: die Notfallmedikamente sowie ein Babytragegurt für Philipp und der Brustteil eines Klettergurts für Sophia – damit konnte sie sich auf der Fähre und in Menschenmengen bewegen, ohne verloren zu gehen. Denn: auch wenn sie schon 5 Jahre alt war, durfte man sich von ihr nicht dem Alter entsprechende Kooperativität erwarten.

Als hilfreich erwiesen sich auch die Schwiegereltern, die unsere Kinder am Tag vor der Abreise zu sich holten, damit wir in Ruhe das Auto vollpacken konnten.

Am 25.8. war es dann endlich soweit, die Kinder wurden abends auf die zwei Fahrzeuge aufgeteilt und das Abenteuer konnte beginnen:


Die Anfahrt nach Livorno verlief ohne gröbere Zwischenfälle. Wohl auch, weil meine Gattin mich gelegentlich daran erinnerte, daß meine Nichte auf italienischen Autobahnen nur 100 km/h fahren durfte. Die dadurch um 1 – 1,5 Stunden verlängerte Reisezeit machte sich zwar am letzten Stück durch vermehrte Müdigkeitsattacken bemerkbar, wir kamen aber wohlbehalten und rechtzeitig um 5:00 am Fährhafen von Livorno an.



Zu unserem Glück wurden die beiden Fahrzeuge bei der Hinfahrt nicht getrennt, somit konnten auf der Fähre alle beim Auspacken der Kinder zusammenarbeiten. Um den Fahrer/-innen während der Überfahrt nach Bastia ein klein wenig Rast gönnen zu können, hatten wir eine Kabine gemietet. Dieses Etablissement nutzten wir auch, um Sophia noch vor dem Ablegen der Fähre via PEG-Sonde in Ruhe füttern zu können, Sophia und Philipp die Medikamente zu verabreichen und die „Ausrüstung“ im Bad zu reinigen. Die Kinder waren – welch Wunder – trotz großer Müdigkeit viel zu aufgeregt, um sich zur Ruhe zu legen.

Raphael sauste durch den „Klettergarten“ mit Bällchenbad, verzehrte sich nach den Spielkonsolen, schaute Film, …

Philipp erforschte das Schiff von oben nach unten, von hinten nach vorn: gehen konnte er damals zwar noch nicht, aber beim Klettern war er umso sicherer. Von den zahlreichen Hunden, die auf dem Schiff mitfuhren, war er begeistert: entspechend vorsichtig mußten wir sein, weil er sich vor ihnen nicht fürchtete.

Sophia wurde die Fahrt, weil sie mit NICHTS spielt, natürlich lang: also mußte sie schließlich getragen werden, während wir ihr ihre Lieblingslieder vorsangen: hier mein herzlicher Dank an die Mitreisenden, die das – wahrscheinlich nicht immer fehlerfreie – Singen etlicher „Wise Guys“-Lieder ohne zu schimpfen ertragen haben. J

Schlußendlich gewann der Schlaf doch Überhand über Sophia und Philipp, und sie schliefen ein, wo sie gerade waren – auf einer Treppe oder am Arm meiner Nichte.


Unmittelbar nach dem Ausschiffen suchten wir ein freies Plätzchen, und am Parkplatz einer Boulangerie wurde Sophia wiederum gefüttert. Gut 1,5 h nach dem Verlassen der Fähre erreichten wir schließlich unser Ferienhaus. Es gelang uns auch, die nicht für den Besuch von Kleinkindern, aber sonst voll ausgestattete und eingerichtete Villa Angellini mit wenigen Handgriffen und 2 Gurten aus dem Kofferraum kleinkindgerecht zu sichern und mit den 2 mitgebrachten Reisegitterbetten einzurichten.

Unser Vermieter versuchte vergeblich, mit Sophia Kontakt aufzunehmen und wurde von mir kurz über Sophias gesundheitliche Probleme aufgeklärt – das ließ ihm, wie wir später feststellten, keine Ruhe.

Doch zurück zur Ankunft: die Aussicht von Wohnzimmer, Terrasse und „Eltern“-Schlafzimmer (mit Glaswand vom Boden bis zum Dach) war für uns Bergler umwerfend:



über die Maquia hinweg, durch keine Häuser gestört, direkte Sicht auf das Meer. Unsere Begleiterin hatte ihr eigenes Schlafzimmer, damit auch sie einen Rückzugsraum hatte. Im dritten Schlafzimmer wurden die Reisegitterbetten der Kleinen aufgestellt und Raphael schlief im Wohnzimmer auf der Couch – was uns Erwachsene nie störte, weil wir ohnehin ziemlich bald nach den Kinder zu Bett gingen, um am nächsten Morgen wieder fitt zu sein.

Ausflüge zum Strand waren natürlich an der Tagesordnung, und schon der erste war unglaublich nett:





 





Sophia, die das Geräusch der Brandung offensichtlich noch von unserem Versuchsballon „Intensivwoche Lignano 2017“ kannte, rannte sofort zum Meer, um die Füße ins Wasser zu stellen.

Bei diesen Ausflügen an den Strand war stets auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten: nicht zuletzt wegen der hypomelanotischen Hautstellen, die bei Tuberöser Sklerose oft an der Haut zu finden sind und ohne ausreichenden Sonnenschutz leicht den Ausgangspunkt eines Sonnenbrandes bilden können. Sonnenstiche verhinderten wir mit Hilfe der Badehauben - jede andere Kopfbedeckung hätten sich Sophia und Philipp vom Kopf gerissen. Sophias Gastrostoma mußte natürlich auch wasserdicht verpackt werden. Verbandszeug zum Wechseln hatten wir immer dabei, ebenso das Reserveset (siehe Packlisten“specials“ auf Seite 1). Das Füttern über die PEG-Sonde inklusive dem neuerlichen Anlegen eines wasserdichten Verbandes stellte  aufgrund des sich überall ausbreitenden Sandes eine echte hygienische Herausforderung dar. Unsere Strandmuschel war da sehr von Nutzen.





Auch weiter entfernte Ziele waren kein echtes Problem: Der Ausflug zum „tour de Sénèque“ war landschaftlich sehr reizvoll.


Turm bei Farinole, Rastplatz während der Fahrt zum tour de Sénèque

Einzig die Tatsache, wegen der 2 im Fond schlafenden kleinen Kinder für Photos nicht anhalten zu können, hat hier ein wenig Wehmut aufkommen lassen.










Der Anstieg zum Turm selbst war auch mit unseren Kindern kein Problem, Sophia ging bergauf sogar gut die Hälfte des Wegs selbst. Die Angaben im Buch „Korsika mit Kindern“ (von Stefanie Holtkamp, erschienen im „Naturzeit Reiseverlag“) waren absolut korrekt. „Seneca für Eilige“ war genau der richtige Tipp für uns – notfalls hätte ich Sophia auch den ganzen Weg tragen können.


Das letzte Stück zum Turm selbst ist wirklich nur bei trockenen Bodenverhältnissen zu empfehlen.

la Tour de Sénèque

Trägt man vorne und hinten ein Kind, sollte man auch Bergschuhe tragen und richtig trittsicher sein.
Blick Richtung Osten

Blick Richtung Süden

Blick Richtung Westen
Da waren wir oben !!


Am Heimweg fanden wir auch eine nette Bucht zum Baden. Kurz vor Bastia sahen wir dann die eindrucksvoll schaurigen Verwüstungen, die die Feuer hier wenige Wochen zuvor angerichtet hatten. Kilometerlang waren die Hügel neben der Straße bedeckt von verkohlten Baumresten.


Nach diesem Ausflug Richtung Cap Corse versuchten wir unser Glück an den Gumpen der Solenzara. Ein Parkplatz ließ sich in der Nähe des Campingplatzes U Rosumarinu nur schwer finden, aber schlußendlich war das Auto abgestellt und nach kurzem  Fußmarsch entlang der Straße erreichten wir den Abstieg zum Fluß. Der Kinderwagen war hier natürlich nicht mehr zu gebrauchen, und nachdem wir die Kinder und unser Gepäck sicher über den Fluß gebracht hatten (das geht dort sehr leicht über eine Brücke), mußte ich den Heimweg antreten, weil ich Sophias Sondennahrung vergessen hatte – ein Fehler, der mir kein zweites Mal passierte. Wieder am Fluß angekommen, konnte dann auch ich das süße Naß genießen.














Nach dem Plantschen mit den Kleinen



wanderten Raphael und ich ein wenig den Fluß entlang – nicht ganz so weit wie Erika, dafür aber mit mehr Klettereien, die Raphael viel Spaß machten.


Nur Sprünge von den Felsen in das verlockende kühle Naß wagte er nicht. Schwierig war an diesem Tag nur der Transport vom und zum Auto, weil wir nicht nur unser Gepäck, sondern auch die zwei kleinen Kinder über die großen Steine entlang des Flusses tragen mußten.
Während die Normalesser im Restaurant neben dem Fluß verköstigt wurden (nicht ganz billig), kurvte ich mit Sophia im Kinderwagen rund um den Parkplatz, wie immer in solchen Fällen meine kleine Prinzessin mit Liedern der „Wise Guys“  bei Laune haltend. Versteht sich von selbst, daß die zwei Kleinen nach diesem Tag am Wasser während der Heimfahrt sehr rasch einschliefen.
 







Weil die Kinder auch während dieses doch länger dauernden Ausfluges so pflegeleicht geblieben waren, ließ ich mich von Erika und Shannon dazu überreden, einen Ausflug nach Bonifacio zu wagen (Anfahrt ca. 3,5 h):




 

Ich kannte die Stadt schon von einem vorherigen Aufenthalt. Sie ist für Österreicher gewissermaßen das Salzburg Korsikas: klein und gut überschaubar, massenhaft Touristen, pittoresk. Auch die Preise und Anzahl der Souvenirshops ähneln Salzburger Verhältnissen.





Raphael und den Damen hat es gefallen, durch die Altstadt zu flanieren,



„L´Escalier du Roy d´Aragon“ zu erforschen und








auch die Stadtmauern am äußersten Rand der Felsen entlangzugehen.













Sophia lief ein bißchen die engen und steilen Gassen entlang und scheute auch nicht davor zurück, mehrmals in diversen (kleinen) Geschäften ihre Runden zu drehen. Das Personal  in den Geschäften und in den Restaurants war sehr freundlich und hatte keine Probleme mit Sophias doch etwas auffälligem Verhalten. Was ich persönlich spannend fand, war, daß am Eingang zur Grundschule eine Abschrift der Erklärung der Menschenrechte angebracht war. Auch eine Möglichkeit, seine Bürger an die Art, wie man miteinander umgehen will, zu erinnern. J


Da es nur ca. 30 Autominuten entfernt lag, besuchten wir auch einmal Aléria. Besonders Raphaels Phantasie schien durch das Ruinenfeld beflügelt zu werden, ebenso durch das angeschlossene Museum.



Der Ausblick vom alten Stadthügel aus ist recht nett, insgesamt reicht aber ein halber Tag für diesen Ausflug.


Um meinen Begleiterinnen auch einmal das weniger überlaufene Korsika zu zeigen, entführte ich sie am Nachmittag desselben Tages nach Cervione.





 















Dort liefen wir die steilen und engen Gassen rauf und runter und entdeckten auch eine Forststraße, die zu einer Kapelle führte. Da wir an diesem Tag allerdings nicht das richtige Schuhwerk anhatten (Sandalen eignen sich NICHT für steile, steinige Wege J), verschoben wir die weitere Erforschung dieses Weges auf den nächsten Tag.
 Gewappnet mit ausreichend Flüssigkeit in diversen Formen (Sondennahrung und Spülwasser für Sophia, Trinkwasser für den Rest), dem richtigen Schuhwerk (Bergschuhe) und ausreichend Motivation marschierten wir die Forststraße entlang. Philipp am Rücken, Sophia im Kinderwagen (mit zum Glück großen Rädern), war der Weg über die staubige, steinige und steile Straße zwar mühsam (und deutlich länger als erwartet), aber der Ausblick von der Kapelle aus war wirklich toll.  





Für allgemeines Amusement sorgte Philipp, der einen veritablen Lachanfall bekam, als ich, Philipp am Rücken,einen kleinen Felsen hinaufkletterte, um dort mit Raphael gemeinsam für ein Photo zu posieren. Offensichtlich hatte er Spaß daran, daß auch Papa sich einmal so wie er fortbewegte





J.



Der letzte längere Ausflug führte uns an die „Anse de Favone“ .  Hier genossen die Kinder den Sand ,


mit dem Raphael seine Burg der hundert Türme bauen konnte,









auf dem Sophia die Bucht entlanglief








und in den Philipp sich mit Vergnügen hineingrub. Die Erwachsenen hatten Spaß an der Freude der Kinder und genossen auch die Umgebung (Meeresrauschen, malerische Bucht, Meeresduft, Möwenkreischen, .. – kurz alles , was man in den Bergen nicht hat).


Es versteht sich von selbst, daß wir unsere Ausflugsziele nach dem Wetterbericht aussuchten und zwischen den längeren Ausflügen immer einen Ruhetag einlegten. Diese Ruhetage verbrachten wir auch am Strand, der war allerdings nur wenige Autominuten von unserem Ferienhaus entfernt, somit war der Aufwand eher gering. Die Strandutensilien waren ja auch immer in der Dachbox griffbereit.

Sophia bekam ihr Essen, wo wir gerade waren: am Strand, am Berg, im Restaurant, im Auto, …  Natürlich hatte das zum Teil neugierige bis befremdete Blicke zur Folge. Aber man kann das den Leuten nicht verübeln: wer kennt schon ein Kind, das sondiert werden muß? Und was man nicht kennt, macht einen neugierig und zieht natürlich Blicke auf sich. Absolut positiv war, daß das Personal in den Restaurants, in denen wir Sophia sondierten, stets freundlich war und wir NIE zu hören bekamen, daß sich jemand davon gestört fühlte. Letzteres hätte mich zwar nicht daran gehindert, der Kleinen ihr Essen zu verabreichen, wo sie war, ab er es hätte die Urlaubsstimmung doch drüben können.


Einmal versuchten wir alle gemeinsam, Essen zu gehen. Es blieb bei dem einen Versuch. Das Personal war zwar unglaublich nett, aber zum „Gut-Essen-Gehen“ gehört für mich auch, sich entspannen zu können und das Essen in Ruhe genießen zu können: mit Philipp und Sophia gemeinsam noch ein Ding der Unmöglichkeit. Stattdessen führte ich einmal meine Nichte, ein anderes Mal meine Gattin zum Essen aus. Die Pizzeria Cinderella in der Nähe von Cervione war diesbezüglich ein absoluter Goldgriff. ( Mein Angebot, daß sie beide einmal OHNE MICH abends Essen gehen könnten, schlugen sie wegen mangelnder Sprachkenntnisse leider aus.)


Alles in Allem war die Reise ein absoluter Erfolg: nicht nur, weil wir schöne Urlaubserinnerungen mit nach Hause nehmen konnten, sondern auch, weil unsere Kinder in unerwarteter Weise profitierten:




Philipp lernte, aus dem Gitterbett zu klettern (und wahlweise bei seiner Schwester ins Gitterbett zu klettern oder sie aus dem ihren zu befreien 😊 ) und erste Schritte ohne Hilfe zu machen; Sophia machte ebenfalls einen für uns deutlichen Entwicklungsschub, somit hatte der Tapetenwechsel nicht nur für uns Eltern, sondern auch für die Kinder einen quasi therapeutischen Hintergrund.


Natürlich ist eine derartige Reise, bei der man auch die Reisekosten für das „Kindermädchen“ mit einrechnen muß, insgesamt recht kostspielig und in diesem Ausmaß nur selten möglich. Es gibt aber doch einige Angebote für Urlaub mit besonderen Kindern, und es ist jedenfalls der Mühe wert, das trotz des deutlich höheren organisatorischen Aufwandes zu wagen. Auch wenn wir in unserer Familie mit einer Muttter, die Krankenschwester ist, und einem Vater, der Anästhesist ist, vielleicht leichter solche Schritte versuchen: hat man die nötige (Ersatz-)Ausrüstung  und Arztbriefe mit den wichtigsten Informationen mit, ist in der Nähe von größeren Krankenhäusern (die entsprechende Infrastruktur vorweisen können; in unserem Fall wäre Bastia das Ziel gewesen) einiges möglich.  Wenn die finanziellen und organisatorischen Mittel dafür nicht reichen, gibt es immer noch die Möglichkeit, das über Organisationen zu versuchen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Herzenswünsche schwerkranker Kinder zu erfüllen.


Aus den eigenen vier Wänden und dem ewig gleichen Trott (der mit besonderen Kindern besonders anstrengend ist) ausbrechen zu können, tut auf jeden Fall ALLEN gut. Und selbst, wenn es, aus welchen Gründen auch immer, bei diesem einen Mal bleiben sollte: Man hat es einmal geschafft, sich und den Kindern Zeit zu schenken, die keiner der Beteiligten jemals vergessen wird.


Wir wollen nicht so sehr das Leben mit Zeit, sondern die Zeit mit Leben füllen.


Die Crew


Die Eltern:    

Erika,

gelernte DGKS, liebevolle Mutter, Ergotherapeutin h.c., einfach Mädchen für alles







Papa, früher sportlich, was sich gelegentlich noch positiv bemerkbar macht; erledigt, was anfällt






Shannon,
der gute Geist unserer Korsikareise; stets hilfsbereit, flexibel und verläßlich; eine vorrausschauende Autofahrerin auf ihrer Feuertaufe beim Langstreckenfahren
 
  
  
 
 
 
 
 


Die Passagiere


Raphael:
er ist 7 Jahre alt, ein stolzer großer Bruder, Meister im Sandburgbauen, begeisterter Detektiv und Radfahrer, guter Rechner und enthusiastischer Legobauer
 





Sophia:
Sie ist 5 Jahre alt und leidet an therapieresistenter Epilepsie bei Tuberöser Sklerose, deswegen hat sie auch schwere Entwicklungsstörungen: Spielalter ~ 1 Jahr; die Feinmotorik ist kaum vorhanden, sie kann aber zu unserer Erleichterung gehen und frei sitzen; sie trinkt und ißt nicht und hat deswegen seit 2/17 eine PEG-Sonde; sie ist stuhl- und harninkontinent; sie kann nicht sprechen und lebt ein bißchen in ihrer eigenen Welt. Ihre Emotionen kann sie aber sehr gut zeigen und ist damit unser "Sonnenschein". Immer schon gewesen.   😊



Philipp:
er ist 1,5 Jahre alt und hatte im Alter von 6,5 Monaten BNS-Anfälle wegen Tuberöser Sklerose. Seit der Gabe von Sabril entwickelt er sich gut und hat keine Krampfanfälle mehr. Er ist ein echter Kletterkünstler und neugierig, wie es sich für sein Alter gehört.

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